Landesarbeitskreis der Kolpingjugend Bayern informiert sich in Augsburg
Jugendwohnen auch für Flüchtlinge?
Im Kolpinghaus Augsburg wohnen zurzeit 180 Jugendliche. Je zur Hälfte Auszubildende und Schülerinnen und Schüler, die bis zu 4 Jahre im Haus leben, sowie Kurzzeitbewohner, die in Augsburg die Blockberufsschule oder überbetriebliche Ausbildungskurse besuchen und für eine bis acht Wochen dort sind. Rund 25 von diesen sind minderjährig. Für die pädagogische Begleitung der Jugendlichen sind drei Pädagog/innen verantwortlich. Sie sind als Ansprechpartner/innen für die Belange der Hausbewohnerinnen und -bewohner da und bieten unter anderem Freizeitangebote und Seminare zum Training sozialer Kompetenzen an. Norbert Hauser, Pädagoge im Jugendwohnen, stellte im Gespräch mit dem Landesarbeitskreis der Kolpingjugend die Bedeutung der pädagogischen Arbeit für den Lebensweg der Jugendlichen in einen größeren Zusammenhang: „Jugendliche, die für ihre Ausbildung weit von zuhause weg müssen, haben eine höhere Abbruchquote, als Jugendliche, die ihre Ausbildung von zuhause aus absolvieren können – doch das pädagogisch begleitete Jugendwohnen wirkt dem entgegen.“ Dies hat auch die Studie „Leben Lernen Chancen nutzen“ ergeben, die in den Jahren 2008 bis 2011 vom Verband der Kolpinghäuser als Projektträger durchgeführt wurde.
Für viele Jugendliche ist die notwendige auswärtige Unterkunft und Begleitung während der Ausbildung dabei nur zu finanzieren, wenn sie in einer Einrichtung des Jugendwohnens, mit einer entsprechenden Förderung durch die Bundesagentur für Arbeit, unterkommen. Auch Jugendliche mit Handicap und junge Menschen mit Migrationshintergrund werden, soweit möglich, bewusst in das Jugendwohnen aufgenommen. Aktuell kommen 15 Bewohnerinnen und Bewohner aus Nicht-EU-Ländern, bei drei von ihnen läuft das Asylbewerberverfahren.
Allerdings wird nur die Betreuung minderjähriger Flüchtlinge, im Rahmen der Jugendhilfe, staatlich gefördert – sobald die Jugendlichen volljährig sind, werden sie in der Regel in ein Asylbewerberheim verlegt. Doch gerade die Flüchtlinge, die häufig traumatische Erfahrungen erleben mussten, haben einen erhöhten Betreuungsbedarf und profitieren von dem pädagogischen Konzept des Jugendwohnens. Auch volkswirtschaftlich zahlt sich die Investition in die Jugendlichen aus, da die pädagogische Betreuung während der Ausbildung langfristig den beruflichen Erfolg unterstützt. Die Kolpingjugend Bayern fordert daher von der Politik, die staatliche Förderung für Flüchtlinge auf die gesamte Ausbildungszeit auszuweiten. Denn alle Jugendliche, die in Deutschland leben, sollten eine, auch durch die Bundesagentur für Arbeit geförderte, Ausbildung machen können – und zwar unabhängig von ihrer Herkunft und ihrem Status!
Sven Messing, Diözesanleiter der Kolpingjugend im DV Bamberg