Ende Juni werden vielerorts Sonnwend- oder Johannisfeuer entzündet. Wir feiern um das Fest der Geburt des heiligen Johannes des Täufers die Jahreswende – den längsten Tag und die kürzeste Nacht. Ab dann werden bis Weihnachten die Nächte wieder länger und die Tage kürzer.
Erst die Geburt des „Lichtes der Welt“ an Weihnachten besiegt die zunehmende Dunkelheit und die Nächte werden wieder kürzer.
Wendepunkte und Wendezeiten erleben wir immer wieder im Laufe unseres Lebens. Wir müssen Entscheidungen treffen, die uns herausfordern und nicht selten Veränderungen mit sich bringen.
Doch steckt das Wort „wenden“ auch in Begriffen, die uns in diesen Wendezeiten zuversichtlich stimmen: wir stehen nicht allein da, sondern sind umgeben von Menschen, die sich uns zuwenden und so manchen Widerstand abwenden.
Hier kommt auch Gott ins Spiel, der uns eine Heilwende verspricht: er wehrt dem Bösen und schenkt immer eine neue Perspektive. Seine Zuwendung ist heilsam.
Im Gotteslob bringt ein Lied das Bild der Waage, die diesen Wendepunkt mitten im laufenden Jahr darstellt: es lohnt sich womöglich, sich die Zeit zu nehmen für eine kurze Zwischenbilanz. Was ist wirklich notwendig und womit können wir es auch bewenden lassen, weil es uns viel Kraft kostet, ohne wirklich einen Nutzen zu haben. Vielleicht können wir an der einen oder anderen Stelle dem Jahr noch eine positive Wendung geben.
In einem Lied zu dieser Zeitenwende, das sich im Gotteslob befindet, heißt es:
Das Jahr steht auf der Höhe,
die große Waage ruht.
Nun schenk uns deine Nähe
und mach die Mitte gut.
Herr, zwischen Blühn und Reifen
und Ende und Beginn.
Lass uns dein Wort ergreifen
und wachsen auf dich hin.
Kaum ist der Tag am längsten,
wächst wiederum die Nacht.
Begegne unsren Ängsten
mit deiner Liebe Macht.
Das Dunkle und das Helle,
der Schmerz, das Glücklichsein
nimmt alles seine Stelle
in deiner Führung ein.
Das Jahr lehrt Abschied nehmen
schon jetzt zur halben Zeit.
Wir sollen uns nicht grämen,
nur wach sein und bereit,
die Tage loszulassen
und was vergänglich ist,
das Ziel ins Auge fassen,
das du, Herr, selber bist.
Du wächst und bleibst für immer,
doch unsre Zeit nimmt ab.
Dein Tun hat Morgenschimmer,
das unsre sinkt ins Grab.
Gib, eh die Sonne schwindet,
der äußre Mensch vergeht,
dass jeder zu dir findet
und durch dich aufersteht.
Detlev Block, 1978